Die Überlinger Frauentracht 

ist eine städtische Festtagstracht und stammt in ihren Ursprüngen aus der Zeit des begin­nenden 19. Jahrhunderts. Sie war nicht frei von modischen Einflüssen. So trug man nach der Miederzeit einteilige Kleider, die schon damals aus Seidenstoffen gefertigt waren.

 

In der späteren Zeit des Trachtentragens ( 1880 – 1920) trug man vermehrt schwarze Klei­der mit farbigen Schürzen, die zum Schultertuch passend waren.

 

Ab ca. 1950 besann man sich wieder darauf, dass man – wie alte Bilder belegen- schon im frühen 19. Jahrhundert farbige Kleider getragen hatte. Dies hat sich verstärkt bis heute fortgesetzt. Die zweiteiligen Seidenkleider sind ganz gefüttert, der Rock hat hinten ungebügelte Fal­ten, das Oberteil ein sogenanntes "Schnepperle" (Schößchen). Darüber wird die Schürze gebunden. Das Schultertuch diente im 18. Jahrhundert zum Verdecken des Ausschnitts und ist heute eine charakteristische Zierde.

 

Es gibt noch alte Seidentücher, sogenannte Mailänder­tücher, die in  Ikat-Technik gewoben sind. Sie wurden im Raum Lugano/Como hergestellt und von Mailand aus vertrieben. Das zum Dreieck gefaltete Tuch wird unter der Brust ge­knotet und mit einer Brosche festgesteckt.

 

Der klassische Schmuck zur Tracht ist aus Gold und Granaten gefertigt und wird als Kost­barkeit von Generation zu Generation vererbt.

 

Zur Tracht gehört ein gestärkter weißer Unterrock, weiße Baumwollstrümpfe sowie schwarze Schnallenschuhe als Relikt aus dem 18. Jahrhundert.

 

Die Zierde der Tracht ist die goldene oder silberne Bodensee-Radhaube. Sie ist das be­stimmende Element bei der Frauentracht, die in verschiedenen Varianten rund um den Bodensee getragen wird. Sie besteht aus dem Steg, der am Kopf anliegt, dem Bödele, das den Hinterkopf be­deckt, der Radform und einer Bandgarnierung aus Moireeband , sowie einer weißen Spitze um den Steg. Auch die Haube machte im Laufe der Zeit eine Wandlung durch. Im 18. Jahrhundert war dies eine goldene oder silberne Bodenhaube mit weißem Spitzenabschluß. Aus ihr ent­wickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts die Becherhaube, sie hatte bereits andeu­tungsweise ein schmales Rädchen. Daraus wurde dann die Radhaube. Hergestellt wur­den die Hauben vielfach aus Hohlspitze, aber auch aus handgeklöppelten Spitzen, die auf den Steg und das radförmige Drahtgestell aufgenäht werden.

 

Am Ausschnitt trägt man als Überlinger Besonderheit einen Rosmarinzweig - weshalb ist leider nicht überliefert. Der Rosmarin, auch unter dem Namen Gedenkemein bekannt , gehört zu den Brauchformen wie Hochzeit, Kirch­gang etc. er hat aber auch die Funktion eines belebenden Würzkrauts. Er   war früher eine hochgeschätzte Heilpflanze und weil das stark duftende Kraut in dem Ruf stand, das Erinnerungsvermögen zu stärken, wurde es zum Symbol der Treue zwischen Liebenden.

Vielleicht ist aber etwas dran an der allerdings nichtverbürgten Aussage, dass ein früherer Pfarrer den Frauen den Rosmarin quasi verordnet habe, damit sein intensiver Duft sie die lange Predigt wach überstehen ließ ?